P4-A / Es’hail-2 startet in ein paar Tagen!

Wie man aus verschiedenen inoffiziellen Quellen im Internet erfahren kann, steht der Start von Es’hail-2 mit den beiden AMSAT-Transpondern nun unmittelbar bevor (Foto: Official SpaceX Photo, SAOCOM 1A Mission, Public Domain).

Letzter Test vor der Markteinführung

Einige Tage vor dem Start findet ein sogenannter “Static Fire”-Test der Triebwerke der Rakete statt. Die Rakete wird zur Startrampe gebracht, aber ohne die Satellitennutzlast, und aufgetankt. Nach dem statischen Feuertest wird die Rakete wieder abgetankt und zurück in den Hangar gebracht. Nur jetzt ist Es’hail-2 oben auf der Rakete montiert. Normalerweise wird am selben Tag der endgültige Starttermin von SpaceX offiziell bekannt gegeben.

Orbit-Manöver

Im Vergleich zu den bisherigen OSCARs wird Es’hail-2 in eine geostationäre Umlaufbahn gebracht. Bei einer Bahnhöhe von 35786 km und einer Neigung von 0 Grad befindet sich der Satellit für den Beobachter auf der Erde immer in der gleichen Position. Tatsächlich fliegt Es’hail-2 natürlich auf einer kreisförmigen Umlaufbahn um die Erde, aber in einer Entfernung von fast 36000 km entspricht dies der Rotationsgeschwindigkeit der Erde. Dies hat den großen Vorteil, dass die Antenne fest auf dem Boden ausgerichtet werden kann und ein Antennenrotor mit ständiger Nachführung nicht notwendig ist.

Allerdings bringt die Trägerrakete ihre Nutzlast nicht direkt auf die geostationäre Position, sondern es sind mehrere Orbitalmanöver notwendig und der Satellit legt dann den letzten Teil der Bahn mit Hilfe seines eigenen Triebwerks zurück. Einmal in der geostationären Umlaufbahn angekommen, sind weitere Feinmanöver erforderlich, bis Es’hail-2 präzise auf 26 Grad positioniert ist. Es ist auch möglich, dass eine temporäre Position etwas abseits gewählt wird, um während der folgenden Inbetriebnahmephase andere Satelliten und Funkdienste nicht zu behindern.

Inbetriebnahme

Es’hail-2 ist ein kommerzieller Telekommunikationssatellit. Die Amateurfunk-Nutzlast hat für die Betreiber einen hohen ideellen Wert, aber nicht die höchste Priorität in der Reihenfolge der Inbetriebnahme.

Zunächst müssen alle Systeme und Nutzlasten des Satelliten einer gründlichen Prüfung unterzogen werden, man spricht auch von “In-Orbit-Test” und “In-Orbit-Verification”. Dabei werden alle Parameter und Spezifikationen überprüft, die der Satellitenhersteller zuvor gemeinsam mit dem Kunden festgelegt hat, wie z.B. die Einhaltung der Frequenzspektren der Hochleistungssender. Erst wenn alle Tests und Messungen abgeschlossen sind, wird der Satellit offiziell an den Betreiber, die Es’hailSat – Qatar Satellite Company, übergeben. Dazu gehören auch die beiden AMSAT-Transponder!

In unserem konkreten Fall ist damit zu rechnen, dass nach dem Start vielleicht 1-2 Monate vergehen, bis die Amateurfunk-Nutzlast auf Es’hail-2 offiziell in Betrieb genommen werden kann und erste Tests von der AMSAT-DL sowohl von der primären Bodenstationsausrüstung, die im SCC in Katar installiert ist, als auch von der sekundären Bodenstation in der AMSAT-DL-Zentrale in Bochum durchgeführt werden können.

Wir würden uns natürlich über möglichst viele Empfangsberichte freuen, möchten aber dringend darum bitten, mit eigenen Sendeversuchen erst nach der offiziellen Freigabe zu beginnen. Übertragungsversuche vor einer Freigabe behindern nur die Inbetriebnahme und können zu Verzögerungen führen. Darüber hinaus sollte die offizielle Inbetriebnahme in einem würdigen Rahmen durch die QARS in Katar erfolgen. Daher ist auch nach dem erfolgreichen Start von Es’hail-2 noch Geduld gefragt. Letztlich wollen wir dem kommerziellen Betreiber und den Sponsoren in Katar ein gutes Bild vom Amateurfunk vermitteln, immer mit der Hoffnung, durch einen positiven Gesamteindruck ein Folgeprojekt zu gewinnen. Denken Sie daran: Es’hail-2 kann nur der Anfang sein!

Ein ausführlicher Bericht von Achim Vollhardt, DH2VA, über die geplanten Bahnmanöver, den mathematischen Hintergrund und mehr ist im kommenden AMSAT-DL Journal zu lesen