Wer sind wir?

Die AMSAT-Deutschland e.V., oder kurz AMSAT-DL, wurde im April 1973 in Marburg/Lahn gegründet und ist ein Zusammenschluss von engagierten Ingenieuren, Technikern, Wissenschaftlern, Studenten, Funkamateuren und Raumfahrtenthusiasten. Sie planen, entwickeln, bauen, betreiben und nutzen in Ihrer Freizeit Satelliten. Neben ca. 1200 Mitgliedern der AMSAT-DL gibt es weltweit gut 6000 Mitglieder in anderen nationalen AMSAT-Gruppen.

Die AMSAT-DL gehört zu den wenigen Raumfahrtorganisationen, die Satellitenprojekte von der Planung über die Entwicklung und den Bau bishin zum operativen Betrieb durchführen. AMSAT-DL-Projekte folgen streng dem “Open Source”-Prinzip. Das bedeutet, daß die entwickelten Techniken und Verfahren einsehbar und durch Dritte verwendet werden können. Dies gilt auch für die Erkenntnisse und Forschungsergebnisse, die im operativen Betrieb gewonnen werden.

Im Dezember 2007 wurde nach über 42 Jahren das “Zentrale Entwicklungslabor der Universität Marburg”, auch bekannt als “ZEL”, geschlossen und noch von der AMSAT-DL zunächst einige Jahre weiter angemietet.  Das ZEL beheimatete seit der Gründung auch die Räulichkeiten der AMSAT-DL, teils in Personalunion. Gleichzeitig fand AMSAT-DL unter dem Radom der 20m-Parabolantenne bei der Sternwarte Bochum eine neue Heimat in NRW, die durch den Umzug im Jahr 2017 praktisch vollzogen wurde.  Auch der Vereinssitz wurde offiziell von Marburg an der Lahn in Hessen nach Bochum in Nordrheinwestfalen verlegt, womit eine Ära zu Ende ging. Sternwarte Bochum und die AMSAT-DL verbindet seit 1997 eine längere Kooperation, mit der Zielvereinbarung interplanetare Missionen zu realisieren und wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Die Wiederinbetriebnahme des 20m-Spiegels, nebst Modernisierung der Steuerungsrechner erfolgte zwischen 2002 und 2004. Ein besonderes Highlight war der erste Empfang der VOYAGER-1 Raumsonde im Jahr 2006.  Seitdem wurde eine sehr große Anzahl von interplanetaren Missionen, auch zum Mars und Mond regelmäßig wissenschaftlich beobachtet.

Vorstand

Die AMSAT-DL wurde im Jahr 1973 in Marburg/Hessen gegründet und fast 28 Jahre lang durch den 1. Vorsitzenden Dr. Karl Meinzer DJ4ZC, den 2. Vorsitzenden Werner Haas DJ5KQ und den Schatzmeister Hans Dörr DF6HD geleitet. Unter der Federführung von Dr. Karl Meinzer wurden hier u.a. alle AMSAT Phase 3 Satelliten (P3-A, P3-B/OSCAR-10, P3-C/OSCAR-13 und P3-D/OSCAR-40) entwickelt und mit einem internationalen Team an Ingenieuren und Funkamateuren realisiert. Karl Meinzer gilt zu recht als der Vater der AMSAT Phase 3 Satelliten. Nach dem Start und Inbetriebnahme von OSCAR-40 im Jahr 2000, stand der Mars im Mittelpunkt, ebenso die erste weltweit Erde-Venus-Erde Verbindung von Funkamateuren, zur Vorbereitung und Planung einer P5-A Mars-Mission.

Im Juni 2000 verstarb Werner Haas DJ5KQ nach langer Krankheit und Peter Gülzow DB2OS übernahm zunächst kommissarisch das Amt des 2. Vorsitzenden.  Im März 2001 wurde Peter Gülzow dann zum 1. Vorsitzenden der AMSAT-DL gewählt, nachdem Karl Meinzer nicht mehr erneut für den Vorstand antrat und sich zur Ruhe setzte.  Peter Gülzow DB2OS leitet den Verein seit nunmehr über 22 Jahren durchgehend und ehrenamtlich, er war jedoch schon  seit 1983 in der AMSAT-DL in verschiedenen Rollen aktiv. Die Ämter des 2. und 3. Vorsitzenden wurden seit 2001 u.a. durch Frank Sperber, Hartmut Pässler, Michael Lengrüßer,  Achim Vollhardt, Ralph Lampenscherf und Thilo Elsner bekleidet.

Neben der gemeinsamen mit der DLR durchgeführten Machbarkeitsstudie einer P5-A Mond- und Mars-Mission mit der DLR, gab es Mitte 2012 schließlich auch den Vorschlag eines SYNCART 2.0 Projektes für die damals geplante Heinrich Hertz Mission der DLR. Dieses Projekt konnte leider nicht fortgeführt werden, da keine weiteren Nutzlasten auf dem Heinrich Hertz Satelliten seitens der DLR und Betreiber implementiert werden konnten und die Tür wurde geschlossen. Jedoch ging noch im gleichen Jahres sprichwörtlich ein Fenster auf, als Peter Gülzow im Dezember 2012 als Gast auf einer internationalen Amateurfunkkonferenz in Doha/Qatar die bisherigen Projekte und Visionen der AMSAT-DL vor hochrangigen Vertretern der Regierung vorstellen konnte.  Das Ergebnis ist der erste geostationäre Amateurfunksatellit QATAR-OSCAR 100 (QO-100) mit zwei AMSAT-Transpondern für Schmalband- (Sprache) und Breitbandbetrieb (DVB-S2), desssen Vater der Idee und Projektleiter Peter Gülzow war. QO-100 wurde am 15. November 2018 mit einer Falcon 9 Rakete von SpaceX gestartet und ist seitdem ununterbrochen in Betrieb. Der Start des Heinrich Hertz Satelliten ist nach vielen Verzögerungen nunmehr für 2023 geplant.  Ende 2022 beteiligte die AMSAT-DL sich an einem Wettbewerb der DLR für eine Mitfluggelegenheit auf einem neuen deutschen Mikrolauncher. Die Urkunde für den Mitflug unserer ERMINAZ-Mission auf Launcher RFA One der Rocket Factory Augsburg wurde im Dezember 2023 aus den Händen der Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Dr. Anna Christmann, überreicht.  Auch wenn die AMSAT auf 50 erfolgreiche und bewegte Jahre zurück schaut, der Blick ist in die Zukunft gerichtet!

Aktueller Vorstand

(Stand: Mai 2023)

1. Vorsitzender Peter Gülzow, DB2OS President
2. Vorsitzender Thilo Elsner, DJ5YM Vice-President
3. Vorsitzender Charly Eichhorn, DK3ZL Treasurer

Registergericht: Amtsgericht Bochum, Registernummer: VR 4666

AMSAT-Deutschland e. V.
Blankensteiner Strasse 200 A
D-44797 Bochum
Germany

 

Ziele

Die Ziele der AMSAT-DL sind die Förderung von Wissenschaft und Forschung, auch zu Zwecken der Fort- und Weiterbildung, anhand von Raumfahrtprojekten.

  • Entwicklung, Bau und Betrieb von Weltraumsatelliten und hochfliegenden Nachrichtensystemen
  • Durchführung nachrichten- und raumfahrtwissenschaftlicher Forschung
  • Beteiligung der Amateurfunkdienste, um zu einer großen Zahl von Beobachtungsergebnissen zu kommen.
  • Veröffentlichung der erarbeiteten Forschungsergebnisse

Motivation Forschung

Die AMSAT-DL hat sich neben Planung, Entwicklung, Bau und Betrieb von Satelliten besonders in der gemeinnützigen Forschung und der Entwicklung von Nachrichten- und Raumfahrttechnik engagiert. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Förderung des Technikverständnisses junger Menschen gelegt.

Die Satelliten der AMSAT-DL bieten jungen Menschen immer wieder Anreize für technisch-wissenschaftliche Arbeiten, z.B. bei “Jugend forscht”. Neue Technologien und Satellitensubsysteme lieferten und liefern den Stoff für zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten.

Auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik wurde u.a. mit der HELAPS-Technologie ein Verfahren zur Steigerung des Wirkungsgrades von Sendern entwickelt und in Satelliten erprobt und erfolgreich angewendet. Die ebenfalls von der AMSAT-DL entwickelten Systeme LEILA und RUDAK verbessern den Vielfachzugriff bei analogen und digitalen Systemen. Auf dem Gebiet der Raumfahrttechnik wurde das optimierte Echtzeitbetriebssystem IPS sowie magnetisch gelagerte Drallräder zur Lageregelung von Satelliten entwickelt.

Alle AMSAT-DL-Missionen dienen gleichzeitig als Plattform für wissenschaftliche und technologische Forschungen, die von externen Gruppen beigesteuert werden. So sind z.B. Experimente zur Untersuchung des Van-Allen-Strahlengürtels der Erde oder der Nutzbarkeit von GPS-Satelliten oberhalb des GPS-Satellitengürtels an Bord der AMSAT-DL-Satelliten. Die Daten dieser Experimente werden auf von Jedermann legal empfangbaren Amateurfunkfrequenzen übertragen. Durch die Integration des Amateurfunkdienstes steigt die Anzahl der Beobachtungsergebnisse.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind sowohl im AMSAT-DL-Journal als auch unabhängigen Veröffentlichungen publiziert und weltweit anerkannt.

Methoden und Strategien

Die AMSAT-DL vereinigt sowohl Planung, Entwicklung, Bau und operativen Betrieb von Satelliten in einer Hand. Die Ressourcen, sowohl was finanzielle Mittel als auch Arbeitskraft angeht, sind nur begrenzt. Daher hat die AMSAT-DL völlig neue, eigene Methoden und Strategien zur Realisierung von Raumfahrtmissionen entwickelt. Hierzu gehören integrierte Projektteams und die Barrierefreiheit zwischen den einzelnen Entwicklergruppen.

Die Schlüsselelemente zum Erfolg sind das hohe ehrenamtliche Engagement, die Unterstützung seitens der Industrie und Satellitennutzer durch Spenden, die Forschungsförderung sowie der Technologietransfer. In den grundsätzlich offenen Projektgruppen finden sich Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker aller Fachbereiche zusammen. Im Rahmen der AMSAT-DL-Missionen können sie ihre Kreativität voll ausschöpfen. Gerade die angedachte Mission zum Mars eröffnet Möglichkeiten für engagierte Leute, ihre Ideen, Energie und Unterstützung einzubringen und damit ein Teil eines ehrgeizigen Projektes zu werden.

Technisch setzt die AMSAT-DL auf kommerziell gefertigte Massenbauteile aus dem consumer und automotive Bereich, qualifiziert diese jedoch durch eigene Tests auf Weltraumtauglichkeit. Diese Vorgehensweise ist als COTS (Components Off The Shelf) bekannt. Die Bürokratie innerhalb der Projektteams und der gesamten AMSAT-DL beschränkt sich auf die notwendige korrekte Dokumentation.

Erfolge und Meilensteine

Ende der 70er-Jahre begann unter Leitung der AMSAT-DL die Entwicklung einer Generation von Erdsatelliten in hochelliptischen Bahnen, die gegenüber den davor üblichen Satelliten auf niedrigeren Bahnen wesentliche Vorteile bieten. Sie erschließen mit einem Schlag einen weltweiten Benutzerkreis. Bisher wurden zwischen 1980 und 2000 insgesamt vier der sogenanten. Phase 3-Satelliten (Projektbezeichnungen P3-A bis P3-D) realisiert und gestartet. Hiervon sind die Satelliten P3-B (AMSAT OSCAR-10) und P3-D (AMSAT OSCAR-40) noch im Orbit.

Zum Satelliten UoSAT-OSCAR 9 (UO-9) wurden im Jahr 1981 wichtige Komponenten der Stromversorgung beigesteuert. UO-9 ist auch nach 25 Jahren Betriebszeit noch in Betrieb.

Im Jahr 1992 wurde das RUDAK-II-System  für AMSAT OSCAR-21 (Radio Sputnik-14) von der AMSAT-DL gebaut und auf einem russischen Satelliten gestartet. RUDAK-Systeme ermöglichen die Übertragung digitaler Daten mit für Weltraummissionen optimierten Übertragungsverfahren.

In Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen der AMSAT und Universitäten entstanden im Laufe der Jahre zahlreiche Satellitensysteme mit maßgeblicher Beteiligung der AMSAT-DL.

Hier einige Beispiele:

  • Lieferung eines hocheffizienten Lineartransponders von 435 nach 145 MHz für AMSAT-OSCAR 7.
  • Entwicklung der Batterieladeregelung für UoSAT-OSCAR 9 der University of Surrey, Guildford, England.
  • Verbesserung der Lineartransponder während der Phase-3 (AMSAT- Nachrichtensatelliten auf hoher, elliptischer Umlaufbahn).
  • Entwicklung einer dreiarmigen Satellitenstruktur zur Aufnahme eines Apogäumsmotors und zugehöriger Tanks.
  • Entwicklung eines autonomen, von der Erde frei programmierbaren Bordrechners und einer eigenen, für Steuerungsaufgaben optimierte Programiersprache (IPS) für die Phase-3.
  • Übernahme der Projektleitung der Phase-3 Satelliten AMSAT-OSCAR 10, OSCAR 13 und OSCAR-40.
  • Lieferung eines digitalen Umsetzers (RUDAK = R egenerativer U msetzer für d igitale A mateurfunk k ommunikation) innerhalb eines “Joint Ventures” mit AMSAT-U (Rußland) im Projekt AMSAT-OSCAR 21.
  • Erfolgreiche Weltraumerprobung der RISC-Prozessortechnologie zur digitalen Signalverarbeitung auf AMSAT-OSCAR 21 und OSCAR-40.
  • Einsatz der für digitale Übertragungen entwickelten Rechteck-Spektrum- Modulation (RSM) auf AMSAT-OSCAR 21.
  • Entwurf und Bau einer neuen, sechseckigen Satellitenstruktur für Phase 3-D.
  • Entwicklung und Bau des ersten für den Weltraumeinsatz vorgesehenen magnetische gelagerten Drehmomentrades zur aktiven Lageregelung.
  • Entwicklung und Bau eines Hochleistungs-Netzteils für das ATOS Plasma-Triebwerk der Universität Stuttgart, welches erfolgreich auf OSCAR-40 erprobt wurde.
  • Im Bereich des Sonderforschungsgebiets unkoordinierter Vielfachzugriff entstanden die HELAPS -Technologie und das Modul LEILA ( Lei stungs- L imit- A nzeige).

 

Aktuelle Projekte

Der Planungen für den AMSAT P3-E Satelliten begannen Anfang 2000 zusammen mit den Planungen für die P5-A Mars-Mission.   Hierbei sollte P3-E als Testsatellit vorab die neuen erforderlichen Technologien für P5-A erproben und gleichzeitig an die früheren P3-Satelliten anschliessen.  Obwohl das P5-A Projekt bisher nicht realisiert werden konnte, sind inzwischen wichtige Teile des P3-E Satelliten fertiggestellt.  Leider ist es bisher nicht gelungen eine Startgelegenheit zu finden.

Derzeit konzentrieren sich daher die Hauptaktivitäten auf den ersten geostationären Phase-4 Amateurfunksatelliten aus Katar, dem Es’hail-2 Satelliten der Qatar Satellite Company (Es’hailSat).  In einer Kooperation mit der Qatar Amateur Radio Society (QARS) und Es’hailSat,  war AMSAT-DL von Anfang für das Konzept, den Konzeptdesign und die Anforderungsspezifikationen maßgeblich verantwortlich.  Zudem entwickelt, baut und installier AMSAT-DL die erforderlichen Bodenanlagen beim Satellite Control Center (SCC) von Es’hailSat und im Hauptquartier der QARS. Das Bodensegment besteht aus LEILA für den Schmalbandtransponder (NB) und Gerätschaften im DVB-S2 Standard für Empfang und Sendung von digitalen Amateurfun-Fernsehen (DATV) im DVB-S2 Standard. Der Start von Es’hail-2 / Phase-4A erfolgte im November 2018 erfolgen.

Zukunft

Wir sind in Gesprächen mit verschiedenen Organisationen um vergleichbar mit Es’hail-2 als “hosted Payloads” auch weitere Möglichkeiten zum Start von Nachrichtentranspondern zu erschließen.  Aber auch der Mars und P3-E bleiben im Focus.  Darüber hinaus hat die AMSAT-DL gemeinsam mit anderen Verbänden auch Vorschläge für eine Amateurfunknutzlast auf dem Deep Space Gateway bei der ESA und NASA eingereicht.

Service

Im Rahmen der AMSAT-Mitgliedschaft erhalten Mitglieder regelmäßig unser AMSAT-DL Journal in gedruckter Ausgabe mit tiefergehenden Informationen und auch ausführlichen technischen Artikeln. Das Journal dient auch als Aushängeschild gegenüber wissenschaftlichen und staatlichen Einrichtungen, als auch der Raumfahrtindustrie und Entscheidungsträgern.

Im Rahmen des AMSAT-DL Warenvertriebs ist auch Material zur Unterstützung des Betriebs über Amateurfunksatelliten erhältlich, wie auch ältere AMSAT-Journale in elektronischer Form.

 

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