Venus Echos

*Bilder fehlen noch*

Vom 15. März bis 10. April 2009 kommt die Venus der Erde wieder sehr nahe und die Entfernung wird „nur“ rund 45 Millionen Kilometer betragen.

Rechtzeitig zu diesem planetarischen Ereignis hat die AMSAT-DL nun ihren neu entwickelten 5 kW Hochleistungssender für 2,45 GHz fertiggestellt und auch eine Sondergenehmigung für den Versuchsbetrieb erhalten.

Modulator, Hochspannung und Wasserkühlung

Der Sender wurde im Zentralen Entwicklungslabor (ZEL) der AMSAT-DL in Marburg gebaut und soll als Kommandosender die Kommunikation mit der Mars-Weltraumsonde P5-A sicherstellen. Hierzu wurde der Sender am 14. März in der P5-A Kontrollstation beim 20m-Spiegel der Bochumer Sternwarte (IUZ) installiert.

Die Leistungsfähigkeit des 20m-Spiegels als Empfangsstation wurde bereits mehrfach unter Beweis gestellt, so wurden u.a. verschiedene Satelliten im Mars-Orbit sicher empfangen und nicht zuletzt auch Voyager 1, dass mit über 14,7 Milliarden Kilometer weit entfernteste von Menschen erschaffene Objekt. Einem Abstand, der beinahe dem 100-fachen der Distanz Erde-Sonne entspricht!

2.45 GHz Dual-Mode-Horn

Als ersten Bewährungstest der Sendemöglichkeiten der P5-A Kommandostation hat man sich nun ein Experiment mit durchaus wissenschaftlichen Hintergrund ausgedacht. Die AMSAT-DL möchte mit ihrem neu entwickelten Kommandosender die Venus „beleuchten“ und Echos der Signale empfangen, ähnlich wie bei einer Radarfalle auf der Autobahn, nur das hier die Entfernungen und Geschwindigkeiten der bewegten Objekte deutlich größer sind.

20m-Spiegel in Bochum

Sollte das Experiment gelingen, wäre dies wohl das erste Mal, dass in Deutschland Echos von anderen Planeten empfangen werden. Rechnerisch ist die Bochumer Anlage nun leistungsfähig genug, um solche Echos an der Venus zu erzeugen. Trotz allem wird es spannend bleiben, ob den Funk- und Raumfahrtamateuren dieses planetare Experiment gelingen wird.

Um P5-A am Mars kommandieren zu können, muss ein recht starker Sender vorhanden sein, damit man des Raumfahrzeug selbst dann noch erreichen kann, wenn aus irgend einem Grund die Lageregelung des Satelliten die Richtantenne nicht zur Erde ausrichtet. Wegen der Entfernung von bis zu 375 Mio. km ist ein Sender mit 5 kW Leistung erforderlich. Darüber hinaus muss das Frequenzmanagement des Senders für den kohärenten Transponder in P5-A geeignet sein, um Entfernungs- und Doppler-Messungen mit der für die Navigation erforderlichen Genauigkeit durchführen zu können. Der Sender musste von der AMSAT-DL selbst gebaut werden, da es Geräte mit den erforderlichen Eingenschaften nicht käuflich gibt.

Mit AMSAT P5-A zum Mars

Die AMSAT-DL ist ein Zusammenschluss von Ingenieuren, Technikern, Wissenschaftlern, Funkamateuren und Weltraumenthusiasten, der seit über 30 Jahren eigene Satelliten entwickelt, baut und betreibt. Das bisher ehrgeizigste Projekt der AMSAT-DL ist der Bau einer Raumsonde zum Mars. Als Kontrollstation steht der AMSAT-DL die Bochumer Antenne zur Verfügung, und mit dem Bau des neuen Senders erfolgt die letzte Ausbaustufe der Antenne, um das P5A genannte Raumfahrzeug zum Mars kommandieren zu können.

Derzeit bemüht sich die AMSAT-DL um Fördergelder, um die Raumsonde zu bauen. Die Baupläne dazu liegen weitgehend schon bereit. Es wäre die erste deutsche Mars-Mission und die erste interplanetare Mission weltweit, die eine private und überwiegend ehrenamtlich operierende Raumfahrtorganisation durchführt.

 

Erde-Venus-Erde-Experiment erfolgreich

Am 25.03.2009 um 10:38 UTC erreichte das Team der deutschen Raumfahrtorganisation AMSAT-DL einen weiteren Meilenstein auf dem Weg einer eigenen Sonde zum Mars. Die Boden- und Kontrollstation bei der Sternwarte Bochum sendete Funksignale zur Venus. Nach fast 100 Millionen Kilometern zurückgelegter Strecke und rund 5 Minuten Laufzeit, wurden sie als Echo von der Venus-Oberfläche wieder in Bochum empfangen. Damit ist es erstmalig in Deutschland und zumindest in Westeuropa gelungen, Echos anderer Planeten zu empfangen. Zugleich ist dies ist die größte Entfernung, die jemals im Amateurfunk überbrückt wurde, über einhundert Mal weiter als bei EME-Reflexionen (Erde-Mond-Erde).

Earth-Venus-Earth Echo

Beim Empfang der EVE-Reflexionen wurde FFT-Technik mit einer Integrationsdauer von 5 Minuten angewendet. Bereits nach einer Integrationszeit von 2 Minuten waren die reflektierten Signale deutlich zu sehen. Trotz Schauerwetter konnten die Signale von der Venus ab 10:38 UTC bis zu ihrem Untergang am Abend mit der 20-m-Antenne durchgehend empfangen werden.

Der von der AMSAT-DL selbst entwickelte Hochleistungs-Magnetronsender (5 kW Leistung auf 2.4 GHz) hat damit als eine der letzten wichtigen Schlüsselkomponenten für die geplante P5-A Mars-Mission der AMSAT seine Feuertaufe bestanden. Mit dem Empfang der eigenen Venus-Echos ist die Kommandostation zur Steuerung der Mars-Sonde einsatzfähig, und das AMSAT-Team steht in den Startlöchern, die P5-A Raumsonde zu bauen. Um den konkreten Bau und den Start zu finanzieren, versucht die AMSAT-DL derzeit unter anderem von dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) finanzielle Unterstützung für die nur noch fehlenden rund 20 Mio. EUR zu erhalten.

Die AMSAT-DL möchte u. a. aufzeigen, dass mit ihrem Ansatz kostengünstige interplanetare Raumfahrt machbar wird.

pdf Presseinformation: Erste deutsche Mars-Mission macht Abstecher zur Venus

pdf Presse Release: First German Mars Mission makes sidestep to Venus

pdf Communiqué de presse: La première mission allemande vers Mars franchit une nouvelle étape.

Dem Open-Source-Prinzip verpflichtet, sollen auch private Spender einen Beitrag zur Mission leisten können und so Teil des Projekts werden. Dazu wurde eigens eine Internetseite eingerichtet, auf der jeder quasi sein „Ticket zum Mars“ buchen kann. Bereits ab 50 Euro gibt es einen Platz an Bord.

Durch das Open-Source-Prinzip ist es auch jedem gestattet, die Missionsdaten während des Flugs zum Mars live zu empfangen. Dies kann dank der Nutzung von Amateurfunkfrequenzen mit einer eigenen Empfangsanlage ab einem Spiegeldurchmesser von 1 m erfolgen. Auch wird die Mission per Live-Stream direkt über einen Internetserver erfolgen, der direkt an die Bodenstation angebunden sein wird. So können die Live-Daten der Mars-Raumsonde auch für den Unterricht in Schulen und Universitäten genutzt werden. Alle dafür erforderlichen Informationen werden rechtzeitig vor der Mission offengelegt werden.

Auch am Donerstag, 26.3.2009 wurde über mehrere Stunden Erde-Venus-Erde Betrieb (EVE) durchgeführt, mit sehr stabilen Echos von der Venus. Per Morsezeichen wurde auch die von den AMSAT OSCAR Amateurfunksatelliten bekannte Signatur “HI” gesendet…

EVE-Team in Bochum

Am Freitag, den 27.3.2009 um 10.00 Uhr führte die AMSAT-DL unter Teilnahme der meisten Projektbeteiligten live in der Sternwarte Bochum IUZ den Empfang von Venus-Echos dem interessierten Publikum vor. Die Bochumer Sternwarte hat sich damit wieder auf der internationalen Bühne der Weltraumbeobachtung zurückgemeldet und steht für neuen Herausforderungen, wie die P5-A Mars Mission der AMSAT-DL, bereit. Am späten Nachmittag machten sich dann auch die letzten Teammitglieder wieder auf den Heimweg.

HR Fernsehen

Die Vorbereitungen und schließlich erfolgreiche Durchführung des EVE-Experiments wurden auch vom hessischen Fernsehen begleitet und dokumentiert. Im Rahmen der Hessenschau wurde im 1. Teil am 26.3.2009 der Bau des Senders in Marburg gefilmt und Prof. Dr. Karl Meinzer zu dem Vorhaben befragt. Die Installation des Senders in Bochum und der erfolgreiche Empfang der Venus-Echos wurde im 2. Teil am 27.3.2009 im hessischen Fernsehen gesendet.

Der sensationelle Empfang der Echos von der Venus ist ein großer Meilenstein hin zur ersten deutschen Mars-Mission und unterstreicht die Leistungsfähigkeit der von der AMSAT-DL am 20m-Spiegel der Sternwarte Bochum aufgebauten Boden- und Kontrollstation für die AMSAT P5-A Mars-Mission.

 

Wie Marburger zum Mars kommen wollen

Die Marburger Organisation “Amsat” plant eine Mission zum Mars – es wäre die erste private Mission überhaupt. Ein Scherz? – Nein, die Gruppe von Weltraum-Enthusiasten und Amateurfunkern bastelt fleißig daran, dass aus dem Traum Wirklichkeit wird. Kernstück der Mission ist ein Hochleistungssender, gebaut im eigenen Marburger Labor.
Quelle: © hr, 26.03.2009

Von Marburg auf den Mars

Private Weltraum-Begeisterte planen ihre eigene Mars-Mission. Ursprünglich werkelten sie dafür in ihrer Freizeit an der Universität Marburg – bis die Hochschule sie rauswarf. Nun haben sie die alte Bochumer Sternwarte als Bodenstation übernommen. Ein Hochleistungssender, der von dort die Mars-Erkundung steuern soll, wird gerade gebaut. Quelle: © hr, 27.03.2009

 

 

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