Erde-Venus-Erde-Experiment (EVE)

Zwischen dem 5. März bis 10. April 2009 kam die Venus der Erde mal wieder mit nur knapp 45 Millionen Kilometer relativ “nahe”. Rechtzeitig zu diesem planetarischen Ereignis hatte die AMSAT-DL nun ihren neu entwickelten 5 kW Hochleistungssender für 2,45 GHz fertiggestellt und auch eine Sondergenehmigung für den Versuchsbetrieb erhalten.

Am 25.03.2009 um 10:38 UTC war es soweit und das Team der AMSAT-DL erreichte einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg einer eigenen Sonde zum Mars. Die Boden- und Kontrollstation bei der Sternwarte Bochum sendete Funksignale zur Venus. Nach fast 100 Millionen Kilometern zurückgelegter Strecke (hin und zurück) und rund 5 Minuten Laufzeit, wurden die Sendesignale als Echo von der Venus-Oberfläche wieder in Bochum zurück empfangen. Damit ist es erstmalig in Deutschland und zumindest in Westeuropa gelungen, Echos anderer Planeten zu empfangen! Zugleich ist dies ist die größte Entfernung, die jemals im Amateurfunk überbrückt wurde, über einhundert Mal weiter als bei EME-Reflektionen (Erde-Mond-Erde).

Beim Empfang der EVE-Reflektionen wurde FFT-Technik mit einer Integrationsdauer von 5 Minuten angewendet. Bereits nach einer Integrationszeit von 2 Minuten waren die reflektierten Signale deutlich zu sehen. Trotz Regenwetter und dadurch ungünstiger Empfangsbedingungen konnten die Signale von der Venus ab 10:38 UTC bis zu ihrem Untergang am Abend mit der 20-m-Antenne durchgehend empfangen werden.

Der von der AMSAT-DL selbst entwickelte wassergekühlte Hochleistungs-Magnetronsender (rund 5 kW Leistung auf 2.4 GHz) hat damit als eine der letzten wichtigen Schlüsselkomponenten für die geplante P5-A Mars-Mission der AMSAT seine Feuertaufe bestanden.

Der Sender wurde im Zentralen Entwicklungslabor (ZEL) der AMSAT-DL in Marburg gebaut und sollte als Kommandosender die Kommunikation mit der Mars-Weltraumsonde P5-A sicherstellen. Hierzu wurde der Sender am 14. März in der P5-A Kontrollstation beim 20m-Spiegel der Bochumer Sternwarte (IUZ) installiert.

Die Leistungsfähigkeit des 20m-Spiegels als Empfangsstation wurde bereits mehrfach unter Beweis gestellt, so wurden u.a. verschiedene Satelliten im Mars-Orbit sicher empfangen und nicht zuletzt auch Voyager 1, dass mit über 14,7 Milliarden Kilometer weit entfernteste von Menschen erschaffene Objekt. Einem Abstand, der beinahe dem 100-fachen der Distanz Erde-Sonne entspricht!  Ein weiterer Rekord für uns.

Mit dem Empfang der eigenen Venus-Echos ist die Kommandostation zur Steuerung einer eigenen Mars-Sonde einsatzfähig, und das AMSAT-Team stand in den Startlöchern, die P5-A Raumsonde zu bauen. Um den konkreten Bau und den Start zu finanzieren, versuchte die AMSAT-DL unter anderem von dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) finanzielle Unterstützung für die nur noch fehlenden rund 20 Mio. €  im Rahmen einer DLR-AMSAT-P5A Mission zu erhalten. Leider kam das Projekt am Ende aus anderen Gründen nicht zustande, der Zeitpunkt für solche Missionen war wohl noch zu früh. Die AMSAT-DL konnte aber aufzeigen, dass mit ihrem Ansatz kostengünstige interplanetare Raumfahrt zukünftig realistisch machbar sein wird.

 

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